alescha birkenholz

ARAT

ALESCHABIRKENHOLZ

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PUBLIC PARADISE

Ich denke, dass mich meine Vorstellung von einem Paradies in gewisser Weise mit der gesamten Menschheit seit Anbeginn ihrer Geschichte verbindet, denn meine Vorstellung vom Paradies weicht, wenn man der Wissenschaft Glauben schenkt, im Großen und Ganzen nur unwesentlich von jener ab, die bereits vor zwölf tausend Jahren bestand: Das Paradies als ein Garten, wohl temperiert, in dem es einem an nichts fehlt und man nichts muss. Der Kreislauf der Zwänge ist nicht nur unterbrochen, er ist aufgehoben.

Keine Ahnung, aber unter Paradies stelle ich mir einen Ort vor, der mir sehr gut gefällt, mit Bäumen, einer Lichtung und einem kleinen Bach. Die Sonne scheint und der Schatten spendet angenehme Kühle. In der dichten, weichen Wiese, in der alle möglichen Pflanzen blühen, brummen die Bienen, während die Vögel vergnügt in den Bäumen zwitschern. Das Paradies ist für mich ein Ort, an dem ich vollkommen wohl fühle, so wohl, dass ich an nichts denken muss, da es mir an rein gar nichts fehlt: kein Hunger, kein Durst, keine Schmerzen und vor allem keine Sorgen. An diesem Ort würde ich nichts machen, außer mich wohl fühlen.

Versailles. Immer wieder haben sich Menschen nicht nur Gedanken über das Paradies gemacht, sondern auch versucht, es Wirklichkeit werden zu lassen. Dies wird vor allem in der Gartenarchitektur sichtbar: In der plastischen Ausformulierung des vollendeten Gartens zeigt sich die Vorstellung vom Paradies. Und wenn es nicht soviel Bauvorschriften gäbe, wären die Vorgärten ein herrlicher Ort für eine ausgedehnte Untersuchung über die Paradiesvorstellungen des ‚einfachen Mannes’.

Der Garten von Versailles sah natürlich zu seiner Entstehungszeit anders aus als es heute der Fall ist, denn gerade in der Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jh. hat sich in der Gartenarchitektur grundlegendes verändert. Diese Veränderung geht mit einer mentalitätsgeschichtlichen Entwicklung einher.

Es ist die Veränderung, die meine Neugierde weckt, aber ich gehe ihr nicht wissenschaftlich und auch nicht als Künstler nach, sondern als aufmerksamer, interesseloser Beobachter. Mein Augenmerk richtet sich auf die Architektur genauso wie das Verhalten der Menschen, die diese Orte beleben. Und wenn ich es mir leisten könnte, würde ich um die ganze Welt reisen auf der Suche nach dem Paradies.

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